PER PEDES heißt die augenzwinkernde Kolumne, mit der Blogger Björn Hoeftmann in loser Reihenfolge mit den Lesern des Wanderblogs „Der Wanderfreund“ über Stock und Stein geht. In seiner 2. Kolumne schreibt er über das Pilgern, „Pilgervater“ Hape Kerkeling und wie es ist, plötzlich zwischen Baum und Borke zu stehen…
Drei, zwo, eins: seins! An einem der letzten Sonntage erlebte ich bei ebay eine kleine Enttäuschung. Ich bot auf Hape Kerkelings Pilgerroman „Ich bin dann mal weg“. Zu meiner Schande muss ich gestehen, bisher ging das Buch an mir vorbei. Bis ich die Anpreisung jener Verkäuferin las, die das Werk als „das wichtigste Buch ihres Lebens“ verkaufte. Geschlagene fünf Sekunden vor dem Auktionsende wurde es dann dramatisch, ein anderer Ebayer namens Pilgrim0815 überbot mich. Da sage noch einer, potenzielle Pilger könnten nicht schnell werden.
Neulich begab ich mich selbst auf Pilgerpfade. Zunächst in Gedanken, als ich einen Artikel über einen Wanderer las, der auf Kerkelings Spuren die letzten 100 km des Jakobsweges mit seinen beiden Kindern (Teenager) gegangen war. Seinen lesenswerten Erlebnisbericht fanden aber nicht alle ZEIT Online-Leser toll und ließen ihrer Empörung im Kommentarfenster freien Lauf:
„oh, lasst doch endlich diese deutsche Pilgerautobahn in frieden. Was ist bloss geschehen, dass jeder zweite Deutsche seit einem guten Jahrzehnt davon traeumt, in einen Outdoorshop zu gehen, um danach diese total ueberlaufene Strecke abzulatschen ? Liegt das Alles wirklich an dem einen Buch von Kerkeling?“
Schade eigentlich, für den Wanderer und den Jakobsweg. Was meine eigenen Pilgerpfade angeht verschlug es mich ins schöne Emsland, wo der idyllische Hümmlinger Pilgerweg angesiedelt ist, sozusagen die emsländische Variante des Jakobsweges. Eine Pilgerautobahn ist der nicht, dort hat der Wanderer noch seinen Frieden.
Und er kann sich, siehe da, zuvor auf der zugehörigen Webseite über den Pilgerweg informieren. Unter anderem kann er sich dort ein Pilgerpaket bestellen, das besteht aus einer Karte, einem Pilgerstab und einem Pilgeramulett, wozu man das auch immer braucht. Auf dieser Webseite lässt sich nicht nur etwas über den Ursprung des Weges erfahren, außerdem verspricht sie so einiges:
„Durch die starke Verankerung des christlichen Glaubens in der Region ist die Idee gewachsen, einen Wanderweg nicht nur durch die abwechslungsreiche Natur des Hümmlings, sondern auch entlang zahlreicher spiritueller Orte ins Leben zu rufen.
Neben den Sehenswürdigkeiten inspirieren auf Findlingen angebrachte Sinnsprüche den Pilger. Als Nahrung für Geist und Seele sind sie zentraler Bestandteil des Hümmlinger Pilgerweges. Abseits des hektischen Alltags können neue Gedanken und Einsichten wachsen.
Vielleicht sind diese neuen Einsichten nur ein kleines Souvenir für den Alltag, vielleicht aber auch Anfang eines Umbruchs zur neuen Lebensart.“
Anfang eines Umbruchs zur neuen Lebensart. Wohl wahr, das lässt sich hören. Doch der Pilgerweg kann sich - eingebettet in die sanften Wälder und Hügel des Hümmlings - auch wirklich sehen lassen. So wie die auf Findlingen angebrachten Sinnsprüche, die einen auf der Strecke begleiten. Gerne erinnere ich mich etwa an den Satz: „Gott, gib mir die Gelassenheit“. Denn Ortsfremde können ihn an Ort und Stelle anwenden. Zum Beispiel bei einem Problem, welches wohl jeder Wanderer kennt.
Man erreicht eine Weggabelung mit vier Richtungen. Der Orientierungssinn ist nach mehreren Stunden nicht mehr ganz so ausgeprägt, die Karte lässt einen im Stich und man lechzt geradezu nach einem Hinweisschild. Ja, dann steht man sozusagen zwischen Baum und Borke - an schlechten Tagen sogar im Regen. Doch der gelassene Wanderer weiß, es findet sich stets ein Ausweg.
Vielleicht hätte mir bei dem Problem, den rechten Weg zu finden, anstelle eines Hinweisschildes auch die vorherige Lektüre von Kerkelings Standardwerk für potenzielle Pilger weitergeholfen. Doch das hole ich bald nach und habe hierzu bei ebay längst sichere Pfade bestritten. Dank der dortigen Sofort-Kauf-Variante gilt: Drei, zwo, eins- meins.
Nun kann ich sagen: der literarische „Pilgervater“ Kerkeling ist bereits auf dem Weg zu mir. Tja, wer wird das schon von sich behaupten können. Ob er ankommt, ist eine andere Frage......
Björn Hoeftmann schreibt ansonsten über Fußball und das in seinem Blog >> Der LIBERO <<.
Gepilgert sind wir noch nicht.. sehr wohl aber mehrtägige Wanderungen. Blöd wenn eine eindeutige Ausschilderung fehlt. Hattest du kein Outdoor-GPS ;-) ?
AntwortenLöschenLiebe Grüße aus Hessen Jörg