Adlerweg - Der Weg ist das Ziel
Nachdem meine Frau Ella und ich aus dem Norddeutschen Bereich immer mehr südlichere Wanderwege für unsere Fernwanderungen aussuchten, sind wir nun auf den bekanntesten Fernwanderweg in Tirol gestoßen, dem Adlerweg. Dieser ist 2015 neu überarbeitet worden und hat nun 24 Etappen mit insgesamt 320 km und 23.000 Höhenmetern. Die letzten zwei Jahre sind wir jeweils quer durch das Allgäu gewandert. Im Vergleich dazu ist der Adlerweg eine weitere Wanderliga und schon eine Herausforderung. Geplant haben wir in diesem Jahr die ersten 12 Etappen von St. Johann nach Innsbruck, mit 180 km und ca. 11.500 Höhenmetern, zu wandern. Geschafft haben wir allerdings aufgrund schlechter Wetterbedingungen 9 Etappen. Wir erlebten ein fantastisches Bergerlebnis mit tollen Erfahrungen bei Termperaturen bis zu 37 Grad. Das hat uns schon an unsere Leistungsgrenzen gebracht, so dass die Tour ein wahres Abenteuer war und kein einfacher Spaziergang.
Unsere neun Etappen auf dem Adlerweg
Etappe 1: St. Johann im Tirol zur Gaudeamushütte
Etappe 2: Gaudeamushütte zum Hintersteiner See (Pension Maier)
Etappe 3: Hintersteiner See nach Kufstein
Etappe 4: Kufstein zur Buchackeralm
Etappe 5: Buchackeralm nach Pinegg
Etappe 6: Pinegg nach Steinberg am Rofan (Gasthof Waldhäusl)
Etappe 7: Steinberg am Rofan zur Erfurter Hütte
Etappe 8: Erfurterhütte / Maurach am Achensee zur Gramailalm (Alpengenussshof)
Etappe 9: Gramailalm zur Engalm
Als Wanderliteratur und Wanderführer benutzten wir mit guten Erfahrungen: Österreich: Adlerweg, Christian Rupp, OutdoorHandbuch Band 359, Der Weg ist das Ziel, ISBN 978-3-86686-469-6.
Die Daten der Etappe 4: Kufstein zur Buchackeralm (Alpengasthaus Buchacker)
Länge 10,7 km (Plan) 11,9 km (Navi)
5:30 Std. Laufzeit (Plan) echt 5:26 Std. Aufstieg: 1350 m Abstieg: 500 m Höchster Punkt 1645 m Niedrigster Punkt 490 m
Anspruch: Bergwelt rotVon Kufstein fährt man mit dem Zug nach Unterlangkampfen im Inntal und steigt dann in das Rofangebirge ein. Nach einem beachtlichen Aufstieg erreicht man das Höhlensteinhaus und das Köglhörndl über dem Inntal in Tirol. Nachdem man das Hundsalmjoch auf 1.637 Meter hinter sich hat, ist der Alpengasthof Buchacker nicht mehr weit. In dessen Nähe liegt die Eis- und Tropfsteinhöhle auf 1.520 Meter. Man steigt also oben am Berg direkt hinab in das unterirdische Reich, wenn man dazu noch die Zeit und Kraft hat.
Quelle: https://www.bergwelten.com/t/w/14143
Kufstein hat uns sehr gut gefallen. Es war eine entspannte hochsommerliche Atmosphäre in der Innenstadt mit den vielen gemütlichen urigen Gaststätten.
Heute wird die vierte Wanderetappe mit den 1350 Hm Aufstieg fordernd werden. Dazu wird es heiß. Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Taxi, so wollen wir Zeit sparen, zum Gemeindehausparkplatz in Unterlangkampfen und steigen dort direkt in den Adlerweg wieder ein. Der Taxifahrer hatte keine Ahnung, wo dieser Einstieg war und so mussten wir etwas suchen. Die 28 Euro waren trotzdem gut angelegt.
Die Beschilderung "Kögelhörndl" ist mit 3 Std. ausgewiesen. Der Weg führt zunächst durch dichten Laubwald bergauf. Dann geht es rechts ab und der Weg wird immer schmaler, je höher wir kommen. Dann öffnet sich nach ca. 1 km im Wald ein Sichtfenster mit Blick ins Inntal. Zeit, die erste kleine Trinkpause einzulegen und folgen dann der Beschilderung "Höhlstein".
Nach weiteren 150 Hm erreichen wir ein Gatter, das eine herrliche hügelige Almwiese vom Wald trennt. Der Aufstieg war schon ziemlich anstrengend und wir sind froh, dass wir das Höhlensteinhaus entdecken, wo wir uns auf der großen Sonnenterrasse niederlassen und eine kleine Jause machen.
Danach wird es ernst. Vom Höhlensteinhaus verläuft der Adlerweg über den Köglhörndl und Hundsalmjoch bis zur Buchackeralm. Allerding muss man bis zum Köglhörndl erst einmal 400 Hm überwinden. Da wir nicht die entlastende Alternative über die Schotterstraße nutzen, ist nun Klettern und Kraxeln angesagt. Wir wandern zunächst über eine große Almwiese und bergauf in den Wald. Der Weg ist ein wenig versteckt.
Der Wald wird lichter und je höher man kommt geht die Vegetation in Latschengewächse über.
Der Weg ist schon sehr anspruchsvoll und durch die Hitze kommt noch der Durst und Erschöpfung dazu. Die Stahlseile der gesicherten Stellen sind z. T. sehr heiß zum Greifen. Das Trinkwasser wird auch immer wärmer.
Dann haben wir es geschafft und den ersten Gipfel des Kögelhörndls (1645 m) erreicht, wo wir einen tollen Blick auf das Inntal haben. Hier machen wir eine Rast, genießen die Aussicht und den kühlen Fönwind.
Das nächste Zwischenziel der Etappe ist der Gipfel des Hundsalmjochs (1637 m), ist gut 1,6 km Luftlinie entfernt und vom Kögelhörndl deutlich zu sehen. Um ihn zu erreichen, geht es erst einmal am mit Latschen bewachsenen Grat entlang ca. 180 Hm abwärts und wieder aufwärts. Die Hitze staut sich z.T. so stark, dass man meint, in der Sauna mit einem Latschenkieferaufguss zu sitzen.
Aber die Aussicht entschädigt. Dann kommt eine schwierige stahlseilgesicherte Passage. Hier muss ein steiler Absatz überwunden werden. Mit einem acht-Kilo-Rucksack auf dem Rücken eine Herausforderung. Auch bei Trockenheit ist hier äußerste Vorsicht geboten. Angst darf man hier nicht haben.
Dann geht es zum letzten Aufstieg dieser Etappe hinauf zum Hundsalmjoch. Hier bieten sich vom besonders aufwändigen Gipfelkreuz aus Edelstahlrohren wieder eindrucksvolle Blicke auf die Flanke des Köglhörndls mit seinen steilen Felswänden. Kaum zu glauben, dass wir diesen Aufstieg als alte Nordlichter gemeistert haben.
Nun beginnt der Abstieg durch lichten Wald, bis wir eine kleine Almwiese erreichen. Dort hören wir einen kleinen Bach plätschern und tauschen unsere warmen Wasserbestände mit kaltem Schmelzwasser aus. Herrlich! Der Abstieg ist wieder endlos und zieht seine Schleifen, bis wir endlich den Adlerhorst mit dem geschnitzten Adler erreichen. Von hier aus sind es noch 1000 m bis zu unserem Etappenziel Buchackeralm.
Diese Strecke hatte es mit den vielen Kletteretappen in sich. Trittsicherheit und Höhensicher sollte man auf jeden Fall sein. Für die anstrengende Tour wird man durch die wunderbare Aussicht belohnt und die Einsicht am Ende des Tages, dass man diese abwechlungsreiche Strecke, trotz der Hitze, geschafft hat. Fast die ganze Tagesetappe waren wir auf der Tour alleine und hatten den Adlerweg fast nur für uns alleine. Das Kaltgetränk in dem Buchacker Gasthaus hat man sich verdient und kann den Sonnenuntergang mit dem Glockengeläut der Kühe redlich genießen.
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